Deutschland 2030 –
das Land der Weltmutführer

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Wir sind heute das Land der Weltmarktführer – eine Tatsache, auf die wir zu Recht
sehr stolz sind. Sie basiert jedoch zumeist auf herausragenden Innovationsleistungen aus der Vergangenheit. Traditionsunternehmen müssen ihre weltweite Marktführerschaft auch in digitalen Zeiten verteidigen. Dafür braucht es ein neues Mindset und vor allem: Mut!

Bis 2030 brauchen wir daher eine Transformation von Weltmarktführern zu Weltmutführern.

Im Jahr 2030 hat der Wirtschaftsstandort Deutschland diesen Kultur- und Mindset-Wandel vollbracht. Nach einem Jahrzehnt des Wandels, in dem Unternehmer:innen und Mitarbeiter:innen mühsam gelernt haben, dass Digitalisierung und Transformation keine Technologie-,sondern Kulturthemen sind, ist die vorherrschende Unternehmenskultur geprägt von Kommunikation, Empathie,
Teaming, Kreativität und Mut. Das sind ohnehin die wichtigsten Eigenschaften, um mit einer positiven Haltung mit Wandel, Komplexität und Unsicherheit wie auch mit Krisen umzugehen. Es ist ein Mindset, das Start-ups auszeichnet, weil sie mit limitierten finanziellen und personellen Ressourcen unglaublich schnell und kundenzentriert in der Entwicklung sein müssen, agil und flexibel mit unvorhergesehenen Herausforderungen und Hürden umgehen und dennoch mit dem Enthusiasmus und der Mentalität von Entdecker:innen und Welterober:innen vorgehen.


Philipp Depiereux  treibt seit über zehn Jahren, als Gründer und Geschäftsführer der Digitalberatung und Start-up-Schmiede etventure, den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft voran. Diese Erfahrungen hat er aktuell in seinem Buch „Werdet WELTMUTFÜHRER“ zusammengeführt. Eine Blaupause für die Digitalisierung in Unternehmen mit konkreten Handlungsempfehlungen und Beispielen von Transformationsprojekten.


Von Einhörnern und der Disruption

2030 werden F&E-Budgets gleichwertig in Grundlagenforschung sowie den Aufbau neuer disruptiver Geschäftsmodelle und richtungsweisender Innovationen investiert. Weltmutführer zielen darauf ab, ihr eigenes Geschäftsmodell mit allen Mitteln immer wieder selbst anzugreifen und der Disruptor der eigenen Branche zu sein. Dabei geht es nicht darum, jedes Jahr die „Einhornidee“ zu finden. 2030 haben die CEOs ein neues Vorgehen und Mindset verinnerlicht: klein anfangen, schnell sein und vor allem radikal von Kund:innen und deren Bedürfnissen her zu denken. Dabei ist es gleichgültig, ob es um neue Geschäftsmodelle oder inkrementelle Optimierungen geht – alles wird immer zunächst aus Markt- und Nutzerperspektive gedacht. Mit ersten Tests geht es schnell mit einem Mindset rund um Design Thinking und Lean Start-up in die Umsetzung – es wird frühzeitig und iterativ getestet. Erst wenn der Erfolg im Kleinen nachgewiesen ist, gehen Unternehmen in die Implementierung, in die Perfektion und Skalierung. Auf diesem Weg haben sich deutsche Unternehmen weltweit an die Spitze der Innovationsentwicklung gesetzt. Nicht, weil sie wie heute schon die Grundlagenforschung beherrschen und Patente besitzen, sondern weil sie verinnerlicht haben, wie aus dieser Expertise sehr schnell Geschäftsmodelle und Services für Kund:innen entwickelt werden können. Zudem haben Unternehmen partnerschaftliche Kollaborationsmodelle aufgebaut, um sich vielfältiges Knowhow von außen zu holen und durch eine offene Zusammenarbeit mit Start-ups, großen Digitalplayern und anderen Partnern neue, innovative Lösungen zu entwickeln, die über das Kerngeschäft hinausgehen – Unternehmen beweisen Mut und Risikobereitschaft bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

  • Und das Wichtigste: Bei den meisten Menschen wird die Lust auf Neues die Angstvor dem Wandel sowie ihre generell bewahrende Haltung besiegt haben.

Neue Unternehmenskultur:
Neugierde, aus Fehlern lernen und Mut,
Neues auszuprobieren

2030 haben es Unternehmen geschafft, eine Disruptionskultur zu etablieren, die durch Werte geprägt ist wie Neugierde, aus Fehlern lernen und den Mut, Neues auszuprobieren. Unternehmen in Deutschland haben mit die höchsten Forschungs- und Entwicklungsbudgets (F&E) weltweit. Allen voran die Automobilindustrie – und dennoch hat sie es nicht geschafft, an der Spitze der Entwicklung von Zukunftsthemen wie alternativen Antrieben, autonomen Fahren oder anderen, digitalen komplementären Geschäftsmodellen zu stehen. Warum? Etwas ketzerisch formuliert: weil die Investitionen in Spaltmaß und Reduzierung des durchschnittlichen Dieselverbrauchs von 5,2 l/100 km auf 4,9 l/100 km investiert wurden. Kurz: Wir haben eine ingenieursverliebte Unternehmenskultur, die danach strebt, das perfekte Produkt noch besser zu machen, statt sich immer wieder neu zu erfinden.

  • ES IST EIN KULTURWANDEL UND KEIN TECHNOLOGIEWANDEL, BEI DEM DER MENSCH IM MITTELPUNKT STEHT.

Neue Gründer:innen hat das Land

Die deutsche Unternehmenslandschaft hat sich 2030 enorm weiterentwickelt, weil die Gesellschaft eine Gründerkultur fördert und sich daraus ein Start-up-Ökosystem entwickelt hat. Das fängt bei der Bildung an und hört bei der Finanzierung nicht auf. Die Finanzierung ist 2030 längst kein Problem mehr. Mit Frühphasen-Investments bis zu Anschlussfinanzierungen in Milliardenhöhe werden Start-ups im Land gehalten. Es entsteht eine neue Riege an bekannten Gründerpersönlichkeiten, die ihre jungen Unternehmen aus Deutschland heraus aufbauen, nicht nur weil sie hier gefördert und finanziert werden, sondern auch, weil sie hier mittlerweile ein herausragendes Bildungssystem an Schulen und Universitäten vorfinden, das auch das Gründertum im Blick hat. Die Bezos, Zuckerbergs und Sandbergs, die Brins und Pages, Musks oder Mas und Wangs kommen nicht mehr nur aus den USA und Asien, sie kommen auch aus Deutschland und sind hier starke Role Models für zukünftige Generationen. Das Bildungssystem ist dahingehend reformiert, dass es von Beginn der Ausbildung an auf die Förderung der schon erwähnten Kompetenzen wie Kommunikation, Empathie, Teaming, Kreativität und Mut setzt. Kinder werden gefördert, mit Mut eigene Ideen für eine bessere und nachhaltigere Zukunft zu entwickeln. Ihnen wird Raum gegeben, diese Ideen kreativ auszuprobieren, und sie werden gefördert, daraus zukunftsweisende Projekte aufzubauen. In Kombination mit der schon immer starken universitären Forschung ist das der ideale Nährboden für mutige Gründer:innen und genauso hoch qualifizierte und mutige Mitarbeiter:innen.

Dies sind wichtige Grundlagen, um die Transformation von einer erfolgreichen Industrienation zu einer erfolgreichen Digitalnation zu gestalten. So werden unsere Weltmarktführer zu Weltmutführern. Das heißt auch, den Wandel unter den Aspekten zu gestalten, die uns heute schon wichtig sind, nämlich Werte und Ethik zu berücksichtigen. Wenn wir diesen Wandel mutig angehen, werden wir 2030 eine florierende, hoch innovative und diverse Unternehmenslandschaft vorfinden, bestehend aus unseren Traditionsunternehmen, die mit neuen Geschäftsmodellen zu alter Innovationskultur zurückgefunden haben, sowie jungen, aufstrebenden Unternehmen. 

Buch_Zukunftsrepublik

Dieser Gastbeitrag von Philipp Depiereux ist ein Auszug aus dem Buch „ZUKUNFTSREPUBLIK“,das aktuell im Campus Verlag erschienen ist. Die sechs Herausgeber:innen Marie-Christine Ostermann (Rullko), Céline Flores Willers (The People Branding Company), Miriam Wohlfarth (Ratepay), Daniel Krauss (FlixBus), Dr. Andreas Rickert (Phineo) und Hauke Schwiezer (Startup Teens) haben 80 herausragende Persönlichkeiten eingeladen, ein Feuerwerk an persönlichen Einschätzungen und Wegweisern für Deutschland zu kreieren. Es sind Zukunftsvisionen von Deutschland im Jahr 2030 in den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit, Politik und Gesellschaft, und es sind Forderungen danach, wie unser Land die notwendige Zukunftsfähigkeit erlangen kann.

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